Friedrich Miescher, Lithografie, vor 1897
Johann Friedrich Miescher, Lithografie, vor 1897. Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen

„Über die chemische Zusammensetzung der Eiterzellen“ – unter diesem wenig appetitlichen Titel wurde 1871 eine bahnbrechende Entdeckung publiziert.

Vor 150 Jahren, 1869, war es dem aus Basel stammenden Biochemiker Johann Friedrich Miescher (1844-1895) gelungen, aus Zellkernen von weißen Blutkörperchen DNA zu isolieren – allerdings ohne sich der Tragweite seiner Entdeckung bewusst zu sein. Schauplatz für Mieschers folgenreiche Experimente war die ehemalige Hofküche des Tübinger Schlosses. Hier hatte die Universität bereits 1818 ein chemisches Labor eingerichtet, das sich zu einer der weltweit ersten Forschungsstätten der Biochemie entwickelte. Heute ist das Schlosslabor als herausragender Ort der Wissenschaftsgeschichte Teil der Dauerausstellung des Museums der Universität Tübingen. Präsentiert wird u.a. ein originales Reagenzglas Friedrich Mieschers mit Nuklein, dem Namensgeber für die Desoxyribonukleinsäure (engl. DNA).

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Abort Bahnhof Ulm, 1955
Abort Bahnhof Ulm, 1955. Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg

Was den Umgang mit unseren Hinterlassenschaften angeht, hat sich seit dem 19. Jahrhundert viel getan. Neue Erkenntnisse in den Bereichen Hygiene und Medizin, der Aufbau einer öffentlichen Wasserversorgung und Kanalisation und nicht zuletzt ein verändertes Peinlichkeitsempfinden haben dazu geführt, dass solche Aborte verschwunden sind. Die Aufnahme vom Bahnhof Ulm aus dem Jahr 1955 zeigt aber auch: Bis sich das moderne WC, das Klosett mit Wasserspülung, allgemein durchgesetzt hat, ist einige Zeit ins Land gegangen.

Interessante Einblicke in die Entwicklung des „stillen Örtchens“ bieten die Bauunterlagen der Reichsbahndirektion Stuttgart, die im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt werden und über LEO-BW recherchierbar sind. So war um 1900 in vielen Bahnhöfen im Südwesten eine eigene „Abortanlage“, häufig in einem Nebengebäude untergebracht und nach Geschlechtern getrennt, verbreitet.

Zu den Bauplänen der Reichs-/Bundesbahndirektion in LEO-BW geht es hier.

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Weinmischgefäß Nestoris
Weinmischgefäß ("Nestoris"), 350-320 v. Chr. Quelle: Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Diese schmucke Nestoris mit einer beachtlichen Höhe von 85 cm gehört zur archäologischen Sammlung des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Das zweihenklige Weinmischgefäß ist nach einem großen Becher des Nestors, dem altersweisen Ratgeber des Agamemnon in Homers Epos „Ilias“, benannt. Nestor war dem Wein wohl nicht abgeneigt und brachte deshalb auch sein Trinkgefäß aus seiner Heimat Pylos mit nach Troja. Die Größe des Bechers muss laut der Ilias beeindruckend gewesen sein:

„Jeder andere bewegte ihn mit Mühe vom Tisch,
Wenn er voll war, Nestor aber, der Alte, hob ihn ohne Mühe.“

ἄλλος μὲν μογέων ἀποκινήσασκε τραπέζης
πλεῖον ἐόν, Νέστωρ δ' ὁ γέρων ἀμογητὶ ἄειρεν.

Falls Sie jetzt denken, Nestor trank daraus eine erfrischende Weinschorle – leider nein. Stattdessen gab es, so erzählt es die Ilias, einen nahrhaften Trank, den eine Dienerin zubereitete: eine Mischung aus Wein, weißer Gerste und geraspeltem Ziegenkäse (heute wahrscheinlich ein hipper Smoothie).

Allerdings: Aus der Nestoris auf dem Foto wurde wohl nie etwas getrunken. Das Prachtgefäß ist für den Gebrauch zu groß und noch dazu gut erhalten, weshalb es sich um eine Grabausstattung handelt.

Weitere Infos zum Becher und den darauf abgebildeten Göttern finden Sie auf der Objektseite.

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Friedrich Silcher, Lithografie, 19. Jahrhundert
Friedrich Silcher, Lithografie, 19. Jahrhundert. Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen

Sein Liedgut gehört heute noch zum festen Repertoire vieler Chöre. Der vor genau 230 Jahren, am 27. Juni 1789, in Schnait im Remstal geborene Friedrich Silcher war ein vielseitiges Talent: Dichter, Komponist, Konzertdirigent, Volksliedsammler und Musikpädagoge. Vor allem die musikalische Bildung der einfachen Bevölkerung lag ihm, der selbst aus bescheidenen Verhältnissen kam und seine geistige Heimat im Bildungsbürgertum fand, am Herzen. Während seiner Zeit als Musikdirektor an der Universität Tübingen von 1817 bis 1860 setzte sich Silcher für die aus der Schweiz kommende Sängerbewegung ein. 1829 gründete er die „Akademische Liedertafel“, die er bis an sein Lebensende leitete.

Mit seinen einfachen, eingängigen Liedern für den Chorgesang traf Friedrich Silcher den Nerv der Zeit und erreichte – vom Handwerker bis zum Adel – weite Teile der Gesellschaft.

Für alle, die sich für Person und Werk des Musikers interessieren, sei ein Besuch im Silcher-Museum des Schwäbischen Chorverbands empfohlen.

Einen Artikel zum Musikleben im deutschen Südwesten finden Sie hier in LEO-BW.

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Justinus Kerner: Wurstgift
Justinus Kerners Schrift über die "Wurstvergiftungen", 1820. Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen

Was haben geräucherte Würste mit Botox zu tun?

Der Zusammenhang ist auf den ersten Blick zugegebenermaßen nicht ganz so ersichtlich.

Vor rund 200 Jahren kommt es in Württemberg zu einer Reihe tödlich endender Vergiftungen nach dem Verzehr von verdorbenen Leber- und Blutwürsten. Justinus Kerner (1786-1862), zu dieser Zeit bereits Oberamtsarzt in Weinsberg, nimmt sich dieser seltsamen Fälle an. Mit seinen „Beobachtungen über die in Würtemberg so häufig vorfallenden tödtlichen Vergiftungen durch den Genuss geräucherter Würste“ liefert er 1820 die erste wissenschaftliche Beschreibung dieses Krankheitsbildes – und kommt dabei dem Botulinumtoxin, kurz Botox, auf die Spur.

Die durch das Nervengift verursachte Krankheit, die später als Botulismus (botulus, lat.: Wurst) bekannt wird, führt zu schweren Lähmungen der Muskulatur. Kerner macht nicht nur wichtige Beobachtungen über Auslöser und Symptome der Vergiftung. Niedrig dosiert entdeckt er in Versuchen auch das therapeutische Potential des „Wurstgifts“ gegen Störungen des Nervensystems.

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