Hildegard Gauger (1890-1975), die erste Professorin der Uni Tübingen, [Quelle: Unibibliothek Tübingen]
Hildegard Gauger (1890-1975), die erste Professorin der Uni Tübingen, [Quelle: Unibibliothek Tübingen]

1950 wurde Hildegard Gauger zur außerordentlichen Professorin für Englische Philologie ernannt. Damit war sie die erste Professorin an der Uni Tübingen.

Hildegard Gauger, die 1890 als Tochter einer Böblinger Pfarrerfamilie geboren wurde, besuchte zunächst die höhere Mädchenschule in Stuttgart. Daran schloss sich die Ausbildung zur Sprachlehrerin an, ein Studienaufenthalt in Oxford und der Besuch des Höheren Lehrerinnenseminars in Stuttgart, das sie 1918 mit dem Examen abschloss und damit auch die Zugangsvoraussetzung für das Universitätsstudium erwarb. Ihre Studienzeit in Tübingen und Berlin beendete sie 1922 mit dem Staats- und dem Doktorexamen. 1923 legte sie das zweite Staatsexamen für den höheren Schuldienst ab. Es folgten 20 Jahre als Assistentin an der Uni Tübingen, wo sie sich besonders der Ausbildung von Lehrern widmete. Während dieser gesamten Jahre blieb sie England stets verbunden und verbrachte jedes Jahr einige Zeit damit, vor Ort ihre Kenntnisse zu vertiefen und ihre an kulturellem und religionsgeschichtlichem Verständnis der Anglistik ausgerichteten Ziele weiter auszubauen.

1944 habilitierte sich Hildegard Gauger mit ihrer Arbeit über die „Die politische Redekunst Englands“. Als 1945 der Lehrstuhlinhaber seines Amts enthoben wurde, übernahm sie die Seminaleitung der englischen Philologie und erhielt 1947 den Titel einer planmäßigen Oberstudienrätin ohne Schulverpflichtung, gleichzeitig kam die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin.

Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt blieb sie ihren Schülern und Kollegen eine Wegbegleiterin, die neben der wissenschaftlichen Qualifikation wegen ihrer Tatkraft und Hilfsbereitschaft geschätzt wurde. Sie starb hochbetagt am 24. November 1975.

Mehr über Hildegard Gauger, das Frauenstudium und die Frauen in Forschung und Lehre finden Sie in:

100 Jahre Frauenstudium an der Universität Tübingen 1904 – 2004. Historische Überblick, Zeitzeuginnenberichte und Zeitdokumente, hg.vom Gleichstellungsbüro der Universität Tübingen, 2007, URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-27233 (aufgerufen am 22.11.2021).

Darin: Schneider, Corinna, Hildegard Gauger (1890-1975), S. 394f.

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 Polytechnikum Stuttgart, Perspektivische Ansicht von Joseph von Egle
Polytechnikum Stuttgart, Perspektivische Ansicht von Joseph von Egle [Quelle: Universitätsbibliothek Stuttgart]

Am 23. November 1818 wurde Joseph Egle (ab 1864 von Egle) in Erbach-Dellmensingen geboren. Als Architekt und Hofbaumeister bestimmte Joseph Egle das Baugeschehen in Württemberg im 19. Jahrhundert maßgeblich mit.

Jo­seph von Egle be­suchte die Ge­werb­schule in Stutt­gart und das po­ly­tech­ni­sche In­sti­tut zu Wien und ging dann auf die Bau­aka­de­mie in Ber­lin. In den Jahren1842 – 47 be­reiste er als Kor­re­spon­dent für die "All­ge­meine Bau­zei­tung" Nord­deutsch­land und Eng­land. 1848 wurde Egle in Stuttgart Vor­ste­her der Bau­ge­werk­schule und 1852 Pro­fes­sor am Po­ly­tech­ni­kum. Nachdem ihn König Wilhelm I. 1857 zum Hofbaumeister ernannt hatte, gab er die Stelle an der Polytechnischen Schule auf, blieb aber bis zu seinem Tod Direktor der Baugewerkschule.

Zu seinen be­deu­tends­ten Werken gehört außerdem die die 1872 be­gon­nene und 1879 ein­ge­weihte Ma­ri­en­kir­che in Stutt­gart. Sie zählt zu den wenigen katholischen Kirchen, die zu dieser Zeit im deutschen Kaiserreich errichtet wurden; Württemberg blieb im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten vom dort herrschenden Kulturkampf und den damit verknüpften Repressionen gegenüber der katholischen Kirche und ihrer Anhänger weitestgehend unberührt.

Sein Nachlass steht online in den Digitalen Sammlungen der Universiätsbibliothek Stuttgart zur Verfügung und gibt spannede Einblicke in die Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts.

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 Medaille auf das 25jährige Jubiläum der ZF-Friedrichshafen AG in Schwäbisch Gmünd
Der einbeinig kniende Geiger von Gmünd neben der Hl. Cäcilia zwischen dem Fünfknopfturm und Königsturm [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Heute ist Gedenk- und Namenstag der Heiligen Cäcilia von Rom. Sie gilt als Schutzpatronin der Kirchenmusik, daher zählt unter anderem die Orgel zu ihren Attributen. Seit 1932 gilt der 22. November zudem als Tag der Hausmusik.

Die Heilige Cäcilia spielt auch eine Rolle in einer Ballade des berühmten Dichters der schwäbischen Romantik Justinus Kerner. Die Ballade des "Geigers zu Gmünd" erzählt nämlich die Geschichte eines armen Geigers, der durch seine Musik das Bild der heiligen Cäcilia in einer Gmünder Kapelle so sehr rührt, dass es ihm seinen goldenen Schuh zuwirft. Der Geiger wurde daraufhin des Kirchenraubs angeklagt. Um seine Unschuld zu beweisen, schenkte die Heilige ihm auch den zweiten Schuh. Und so endet die Ballade mit einem Loblied auf Gmünd und die Musik:

Seitdem wird zu Gmünd empfangen
Liebreich jedes Geigerlein,
Kommt es noch so arm gegangen -
Und es muß getanzet seyn.

Drum auch hört man geigen, singen,
Tanzen dort ohn' Unterlaß,
Und wem alle Saiten springen,
Klingt noch mit dem leeren Glas.

Und wenn bald ringsum verhallen
Becherklingeln, Tanz und Sang,
Wird zu Gmünd noch immer schallen
Selbst aus Trümmern lust'ger Klang.

Inspiriert wurde die Ballade durch die Kümmernislegende, deren Darstellung Kerner 1815 im Andreaskirchlein zu Schlechtbach bei Gschwend entdeckt hatte. Als ein Jahr später sein Dichterfreund Ludwig Uhland zu Besuch kam, verarbeiteten beide die Legende der heiligen Kümmernis zur Figur des Gmünder Geigers. Im Dezember 1816 erschien die Ballade schließlich in in Cottas "Morgenblatt für gebildete Stände".

Insbesondere seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Geiger zur Symbolfigur der Stadt Schwäbisch Gmünd.

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Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]
Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]

1842 konnte der Heidelberger Nervenarzt Christian Friedrich Roller einen lange gehegten Wunsch umsetzen und mit seinen Schützlingen die Anstalt Illenau bei Achern beziehen. Die Illenau als Heil- und Pflegeanstalt sollte das Irrenhaus in Heidelberg ablösen und humanitären Gedanken folgen, wobei die Kranken nicht als Besessene oder von Gott verlassene Wesen zu sehen waren. Mit Unterstützung des großherzoglichen Hauses entstand eine weitläufige Anlage mit Gärten, in denen Obst und Gemüse für den täglichen Bedarf angebaut wurde. Beschäftigung gehörte ebenso zum Konzept wie körperliche Betätigung. Eine Besonderheit von Rollers Konzept war die Illenauer Familie, in der die Kranken zusammen mit allen Mitarbeitern aus Medizin, Pflege, Wirtschaft und Verwaltung ihren Platz finden sollten. Über mehrere Jahrzehnte war die Illenau eine international renommierte sowie, unter Rollers Nachfolger Heinrich Schüle, medizinisch führende Anstalt.

Zur Illenauer Familie gehörte auch ein eigener Friedhof. Viele Bewohner, die oft Jahre in der Anstalt verbrachten, stammten aus wohlhabenden, teils hochrangigen Familien. Zu den ersten Patienten zählte Ludwig, der Sohn des großherzoglichen Paares Leopold und Sophie. Der Dichter Heinrich Hansjakob, der an depressiven Schüben litt, ließ sich in den 1890er Jahren hier behandeln. Stiftungen und Spenden aus den prominenten Familien trugen zur Einrichtung und dem Unterhalt des Friedhofs bei, der wie das umliegende Gelände in Form eines Landschaftsparks mit vielen exotischen Bäumen angelegt wurde. An die 2.500 Menschen aus der gesamten Anstalt wurden auf dem Friedhof beerdigt. Die Grabmäler spiegeln nicht nur die Stilgeschichte. Die Ruhestätten künden darüber hinaus von einer sozial gemischten Patientenschaft sowie deren teils internationaler Herkunft.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in der Zeit des Nationalsozialismus erlebte die Anstalt schwere Zeiten. 1940 musste sie schließen. Über 250 Patienten werden verschleppt, die meisten in Grafeneck ermordet. Die Gebäude dienten als Umerziehungslager und Napola für Jungen und Mädchen. Nach 1945 zogen Angehörige der französischen Luftwaffe ein. Nach deren Weggang erwarb die Stadt Achern das Gelände und arbeitet zusammen mit einer Bürgerinitiative an einem neuen Konzept Zukunft der Illenau. Verwirklich wurden bislang ein Museum, ein inklusives Bistro und die Illenau Werkstätten.

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Vor 75 Jahren begann die Untersuchung von NS-Verbrechen vor dem französischen Tribunal Général

Der Gerichtssaal im Rastatter Schloss, 1946. [Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-V02830 / CC-BY-SA 3.0]
Der Gerichtssaal im Rastatter Schloss, 1946. [Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-V02830 / CC-BY-SA 3.0]

Rastatt, mehrfach Tagungsort für Friedensverhandlungen und einer der Schauplätze der Revolution 1848/49, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Sitz des Tribunal Général der französischen Besatzungszone, an dem Verbrechen des Nationalsozialismus zur Anklage kamen.

Im Frühjahr 1946 nahm das Tribunal, das u.a. als Internationaler Gerichtshof für die gesamte französische Besatzungszone zuständig war, die Arbeit in Rastatt auf. Gegenstand der Verhandlungen waren Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden. In den rund 20 Prozessen wurden über 2.000 Personen angeklagt.

Der erste Prozess ab Mai 1946 richtete sich gegen Fritz Schmoll, Leiter des Lagers Neue Bremm bei Saarbrücken und seinen Adjutanten. Einer der Schwerpunkte des Gerichts lag bei Vergehen, die in den Konzentrationslagern des Südwestens begangen wurden. Vom 9. Dezember 1946 bis zum 21. November 1947 fanden vier Prozesse statt, die die Verbrechen in den Außenstellen von Natzweiler-Struthof sowie des Lagers Schirmeck untersuchten. Ein beträchtlicher Teil der Häftlinge kam aus besetzten Gebieten. Im Mittelpunkt standen insbesondere die Lager bei Haslach im Kinzigtal, Niederbühl, Gaggenau-Rotenfels, Vaihingen an der Enz, Kochendorf, Unterriexingen und Hessental bei Schwäbisch Hall sowie die Lager des Unternehmens Wüste auf der Zollernalb zur Gewinnung von Öl aus Schiefer.

1949 und 1950 folgten Prozesse gegen die Aufseherinnen des KZ Ravensbrück, dessen Lagerkommandanten Fritz Suhren sowie den Arbeitsführer Hans Pflaum.

Die Prozesse in Rastatt gehören zu den umfangreichsten und wichtigsten im Zusammenhang mit NS-Verbrechen, sind jedoch weniger bekannt als die Tribunale von Nürnberg oder Dachau. Quellen standen bislang nur in geringem Umfang zur Verfügung. Zu den wichtigsten Unterlagen gehören die Materialien von Helga Stödter, die als junge Pflichtverteidigerin an die 300 Fälle zu betreuen hatte. Die in Frankreich archivierten Prozessakten, die bislang einer 100-jähringen Sperrfrist unterlagen und nur mit Sondergenehmigung einsehbar waren, sind nun vorzeitig verfügbar und für die Forschung zugänglich.

Mehr zum Thema:
Die Filmemacherin Judith Voelker inszenierte das Doku-Drama Die Rastatter Prozesse – Kriegsverbrecher vor Gericht, abrufbar in der SWR-Mediathek (Stand 18.11.2021), weitere Infos beim Haus des Dokumentarfilms
Die Sonderausstellung Die Rastatter Prozesse – NS-Verbrechen vor Gericht wurde bis zum 23. Januar 2022 verlängert. Bitte beachten Sie die Hinweise auf der Homepage des Bundesarchivs

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